Darmstadts Ordnungsdezernent Rafel Reißer hat in einem Interview mit dem Darmstädter Echo vom 13. Januar (Überschrift: “Viele Autos, wenig Platz“) die Praxis des Gehwegparkens verteidigt.
Herr Reißer sagt darin:
“Wir haben hier einen Entscheidungsspielraum, den wir in einer für die Bürger positiven Weise nutzen wollen.”
Zur Situation in der Liebfrauenstraße oder Magdalenenstraße sagt er:
“Da ist genug Platz für Fußgänger, Rollstuhlfahrer oder einen Kinderwagen. Also lassen wir das durchgehen.”
Reißer fordert gegenseitige Rücksichtnahme:
“Man kann es halt nicht jedem recht machen.”
Martin Huth hat dazu einen Leserbrief geschrieben, der am 21.1.2015 veröffentlicht wurde:
Ist ja klar, denn Autofahrer sind die gefühlte Haupt-Wählergruppe. Kinder dürfen nicht wählen, also wird ihr Recht auf einen freien Gehweg (StVO) ignoriert. Man kann es halt nicht jedem Recht machen.
Wie wäre es, wenn Rafael Reißer das illegale Gehwegparken in einem Radius von 300 Meter um Spielplätze, Kitas und Schulen nicht mehr tolerierte? Das fordern Themengruppen der Lokalen Agenda 21 Darmstadt, der AStA der TUD, der Stadtschülerrat Darmstadt, der Fuß e.V., und die BUND-Jugend Darmstadt. (Offener Brief zum Gehwegparken)
Ach so, das ist ja “nicht machbar”. Hohe Bevölkerungsdichte und so.
Dabei wird in Darmstadt jeder dritte Weg zu Fuß zurückgelegt. Dabei gibt es auch etliche Bereiche ohne hohen Parkdruck (solche Interviews thematisieren natürlich nur das Martinsviertel). Dabei hat gerade das Martinsviertel eine sehr geringe Fahrzeugdichte in Relation zur Einwohnerzahl (370 Kfz / 1.000 Einwohner). Zum Vergleich: Eberstadt/Arheilgen je 600 Kfz / 1.000 Einw. (Quelle: Datenreport 2014).
Eine Forderung von Verkehrswissenschaftlern ist, dass Parkplätze mindestens so weit von der Wohnung entfernt sein müssen wie die nächste Bushaltestelle. Nur so ist Chancengleichheit hergestellt.
Eine weitere Forderung ist, dass Parken am Straßenrand teurer ist als im Parkhaus. So hat es Frankfurt gemacht.
Ich empfehle das Unterzeichnen der Petition “Machen Sie das Zuparken teuerer, Herr Verkehrsminister!” (www.clevere-staedte.de). Dann wäre das Kontrollieren auch lohnender für die Stadt.
Und vor allem empfehle ich den Umstieg auf Carsharing. Lohnt sich sowohl ökologisch als auch finanziell, und reduziert den Parkdruck. Wenige Autos, viel Platz.
Auf diesen Leserbrief gab es einige Antworten, die ebenfalls veröffentlicht wurden: