Die Stadt Darmstadt muss für bessere Luft sorgen, denn die Grenzwerte für Stickoxide werden nicht eingehalten.
Im Luftreinhalteplan (PDF) (Link) steht als eine Maßnahme: „Besserer Verkehrsfluss.“ Die Idee dahinter ist, dass das Anfahren an Ampeln viele Schadstoffe ausstößt, und Autos am Besten mit einer „Grünen Welle“ durch die Stadt fahren.
Grundlage hierfür ist ein Gutachten (PDF) des Büros IVU Umwelt GmbH (Link). In dem Gutachten aus dem Jahr 2014 wird die „Einführung einer regelbasierten Versatzzeitoptimierung“ in Darmstadt simuliert.
Das Ergebnis der Simulation ist:
a) Einführung im Bereich der Kasino- und Hindenburgstraße
Die Wirkung dieser Maßnahme auf die Gesamtemissionen im Untersuchungsgebiet (Stadtgebiet) ist vernachlässigbar (-0,2 %). An der Strecke selbst verringern sich die Emissionen um bis zu 7% (S. 97)
b) Einführung im gesamten Stadtgebiet
Im gesamten Stadtgebiet verringern sich die Stickoxid-Emissionen um 0,2%, an der jeweiligen Strecke um bis zu 2-3%. (S. 102)
Ende Mai 2016 beginnt die Stadt Darmstadt mit der Umsetzung dieser Maßnahme (Pressemeldung):
Für 150.000 EUR bekommen 10 Ampelanlagen eine komplett neue Steuerung. (zum Vergleich: die beiden Fahrradstraßen Wilhelminenstraße und Pankratiusstraße haben 64.000 EUR und 41.000 EUR gekostet)
Los geht’s mit der Kreuzung Rhein-/Neckarstraße, danach werden die Kreuzungen
Neckarstraße / Elisabethenstraße,
Neckarstraße / Hügelstraße,
Hügelstraße / Hindenburgstraße,
Hindenburgstraße / Elisabethenstraße und
Kasinostraße / Bleichstraße umgerüstet.
Die Stadtverordnetenversammlung hat die Umsetzung mit der Vorlage 2015/0370 beschlossen („Entwicklung eines Gesamtkonzeptes zur Verkehrsverflüssigung und Ampelschaltung im innerstädtischen Straßennetz„.
ÖPNV-Beschleunigung
In Anlage 2 – dem „Konzept zur Verkehrsverflüssigung“ steht auf S. 6:
Bei der Bevorrechtigung von Fahrzeugen des ÖPNV wird angestrebt, deren Fahrplanlage und Auslastung mit zu berücksichtigen. Ein verfrühtes ÖV-Fahrzeug muss nicht beschleunigt werden, und ein nahezu leerer Bus hat eine geringere Priorität als ein voll besetzter Bus.
Und weiter auf S. 10:
An Lichtsignalanlagen mit ÖPNV-Priorisierung können die erforderlichen Mindestgrünzeiten und Zwischenzeiten für den Fußgängerverkehr dazu führen, dass die ÖPNV-Beschleunigung nicht oder kaum wirksam wird.
Stadträtin Zuschke schreibt in der Pressemeldung aber deutlich:
Es ist .. eine grundlegende Anforderung .. , dass diese .. Verbesserung .. nicht zu Lasten der Beschleunigung der Busse und Straßenbahnen führen darf.
Kommentar
Mit dieser Maßnahme wird die Situation für den Autoverkehr verbessert.
Was ist mit den mobilitätseingeschränkten Fußgängern?
An der Kreuzung Rhein-/Neckarstraße gibt es freie Rechtsabbieger, die überhaupt nicht gesichert sind. Ausserdem gibt es keine Blindenleitstreifen und die Bordsteinkanten sind auch nicht zuverlässig.
Wann wird diese Kreuzung also umgebaut, wenn das Geld jetzt in die Ampelverbesserung fließt?
Übrigens habe ich die Kreuzung Rhein-/Neckarstraße die letzten zehn Jahre täglich genutzt und war immer sehr zufrieden mit der Wartezeit.
Wenn die Maßnahme denn die Luftqualität verbessern würde. Aber die Aussage im Gutachten ist klar:
Die Wirkung dieser Maßnahme auf die Gesamtemissionen im Stadtgebiet ist vernachlässigbar.
Schade ums Geld. Und vor allem schade um die Zeit, die vergeht, bis endlich wirksame Maßnahmen umgesetzt werden.